Gespräche mit drei Tigern

Englisch- und Französischunterricht mal anders – Eishockeyspieler zu Gast an der Ludmilla-Realschule

Die Fans der Straubing Tigers sind momentan in Ekstase, ob der guten Platzierung in der Liga und so war es kein Wunder, dass die Schüler der Ludmilla-Realschule, ausgestattet mit Fanmützen, Trikots und Schals vergangene Woche in ihren Klassenzimmern saßen und gespannt der Dinge harrten, denn: Antoine Laganière, Mitchell Heard und Sena Acolatse wurden erwartet, gleich drei Topspieler der Straubing Tigers und Idole vieler Schüler. Die Französisch- und Englischschüler der 9. und 10. Klasse hatten die Gelegenheit erhalten, die Stars der Straubing Tigers hautnah zu erleben. Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen Sylvia Diewald und Barbara Drexler führten sie Interviews über ihre persönlichen Erfahrungen zu den Themen Eishockey, ihre Heimatländer Kanada und USA, die DEL, Straubing und Umgebung und natürlich die Familien. Gesprochen wurde – logisch – nur Englisch und Französisch.

Antoine Laganière stellte sich zunächst der Klasse 10c vor. Der fast 30 Jahre alte Franko-Kanadier absolviert seine zweite Saison in Straubing, kam 2018 aus Finnland in die DEL. Zuvor hatte er bereits für die NHL und die AHL gespielt. 2013 feierte er zum Abschluss seiner Zeit an der Yale University den Meistertitel mit den Yale Bulldogs. Bei den Tigers fühle er sich sehr wohl und auch das Leben in der Stadt und die Fans habe er schätzen gelernt. Für den 1,90 Meter großen Stürmer stand früh fest, dass er neben dem Eishockey Wirtschaftswissenschaften studieren wolle und das tat er dann auch und das sogar an der Eliteuniversität in Yale. Dass die Studiengebühren dort sehr hoch seien, schockierte die Schüler förmlich. „Mein Vater war immer sehr leidenschaftlich in Bezug auf die Sportart, und meine drei älteren Brüder haben auch alle Eishockey gespielt. Mit etwa drei Jahren hatte ich zum ersten Mal Schlittschuhe an. Mir hat es gefallen, ich war ganz gut – so ging es dann eben weiter!“ Und selbstredend gehörte auch Laganière, dessen Wurzeln in dem Dorf L’Île Cadieux / Québec mit nur etwas mehr als 100 Einwohnern liegen, in seiner Kindheit zur großen Anhängerschaft des kanadischen Eishockeys. Das Schwierigste im Eishockey sei für ihn, dass man immer konstante Leistungen bringen müsse. Sein Besuch am vergangenen Mittwoch war kein Zufall, sondern dem Deutsch-Französischen Tag geschuldet, der Jugendlichen beider Länder die Sprache näher bringen soll und deshalb dekorierten die Schüler zu diesem Anlass auch noch die Aula in den Farben der blau-weiß-roten Trikolore. Zudem versorgten sie die gesamte Schule mit französischen Spezialitäten. Die Aktion zur Völkerverständigung verdeutlicht die Bedeutung des Fremdsprachenunterrichts. Neben dem kulinarischen Genuss wurden so das Fach Französisch und der Deutsch-Französische-Tag lebendig.

Zeitgleich standen Mitchell Heard und Sena Acolatse den Schülern der 9b und 9d im Englischunterricht Rede und Antwort. Wie das Leben in Straubing und seinem Umland so sei, ob sie Familie haben, wie ihnen die Gegend gefalle und hierbei ganz besonders der Bayerische Wald, wollten die Schüler wissen. Acolatse habe schon viel Bekanntschaft mit bayerischen Mehlspeisen gemacht, da er als Veganer ja keinen Schweinebraten probiert. Heard dagegen freut sich auch über Schnitzel und Bier. Auch die Tradition des Straubinger Christkindlmarkts finden sie gut und vor allem den Glühwein. Vergleichbares gebe es bei Ihnen nicht. Nicht zu vergessen die obligatorische Fragen nach ihren Freizeitbeschäftigungen. Eishockey habe beide bereits seit Kindesbeinen an fasziniert und so haben sie schon als Kinder begonnen zu spielen und zwar meistens draußen. Beide waren sich einig, dass – nach den Unterschieden zwischen den USA bzw. Kanada und Deutschland gefragt – Obst und Gemüse hier erheblich besser schmecke. Sie hätten den Eindruck, dass in Deutschland viel weniger Pestizide verwendet werden. Während Acolatse in Kalifornien zuhause sei, aber in Edmonton / Kanada aufgewachsen sei, ist Heard gebürtiger Kanadier aus Ontario, der zwar Englisch als Muttersprache habe, aber seine gesamte Schulzeit auf Französisch verbracht habe. Nach dem Ende ihrer Karriere könnte sich Sena Acolatse vorstellen, ein Restaurant zu führen, während Mitchell Heard gerne eine Hockeyschule leiten würde. Die Stimmung im Straubinger Stadion finden beide Spieler super, denn es ist laut und es ist kalt. Zuhause in Straubing habe es jeder Gegner extrem schwer, weil die Fans zu 100 % hinter den Tigers stehen. Acolatse und Heard verbindet eine tiefe Freundschaft. Sie beschreiben sich selber als „einfache Jungs“, die gerne Spaß haben. Die Schüler diskutierten fast eine Stunde lang mit den sympathischen Spielern „avec plaisir“ und „much fun“ und konnten so ihre Fremdsprachenkenntnisse in der Praxis anwenden. Zur großen Freude aller gab es zum Abschluss persönliche Autogramme und auch Selfies durften gemacht werden. Mit strahlenden Augen bedankten sich die Schüler und Lehrer ganz herzlich für die schönen Gespräche und nicht zuletzt die Gutscheine für ein Heimspiel.

Text: Ulrich Kimberger   – Fotos: Drexler, Kimberger