Religionsunterricht einmal anders!

Endlich war es so weit: Die Religionsstunde sollte einmal anders ablaufen als sonst. Am Dienstag, den 18.02.2020, erhielt die Klasse 7c Besuch von der muslimischen Schülerin Hamide, die in Straubing in die 11. Klasse des Ursulinen-Gymnasiums geht. Nachdem im katholischen Religionsunterricht  mehrere Wochen lang intensiv der Islam durchgenommen wurde, hatten unsere Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit, der Jugendlichen quasi aus erster Hand Fragen zu Leben und Glauben im Islam zu stellen. Auf die Idee gekommen ist die Klasse nach dem Lesen eines Zeitungsartikels über Hamide in der „Freistunde“ des Straubinger Tagblatts. In diesem Artikel sprach das 17-jährige Mädchen sehr offen über Anfeindungen und diskriminierende Bemerkungen, denen sie in Straubing in der Vergangenheit bereits ausgesetzt war. Aufgrund ihres Kopftuches, das sie aus Überzeugung und ohne jeglichen Zwang seit ihrem 12. Lebensjahr trägt, bekam Hamide Vorurteile über Muslime am eigenen Leib zu spüren. Die Kinder der Klasse 7c zeigten sich berührt von den Schilderungen des Mädchens und beschlossen kurzerhand der jungen Frau einen Brief zu schreiben, in dem sie ihrem Unverständnis gegenüber ausländerfeindlichen Reaktionen ehrlich Ausdruck verliehen. Umso größer war die Freude, als Hamide der Einladung zu einem Besuch in zwei Schulstunden ganz unkompliziert folgte. Zusammen mit der Autorin der „Freistunde“, Melanie Nusko, erschien sie pünktlich zur ersten Stunde im Klassenzimmer und beantwortete mit bemerkenswerter Offenheit und Heiterkeit alle Fragen der Schüler. Der aufmunternde Hinweis Hamides, dass es keine dummen Fragen gebe, löste die anfängliche Zurückhaltung bei einigen sofort auf. Die sympathische junge Frau erzählte auch viele Geschichten aus ihrem Privatleben und plauderte über Hobbys, Freundinnen, die Familie und ihren späteren Berufswunsch. Wir erfuhren auch, dass es unterschiedliche Arten gibt, das Kopftuch zu binden und sie im Sportunterricht eine spezielle Kopfbedeckung trägt. Bei Saft und Kuchen vergingen die beiden Schulstunden in lockerer Runde wie im Fluge. Nach diesem Zusammentreffen wurden die Jugendlichen in ihrer Überzeugung noch einmal gestärkt, dass Toleranz und Offenheit für andere Kulturen und Religionen eine wichtige Grundlage für ein friedliches Miteinander darstellen. Alle waren sich einig: Je mehr man weiß, desto besser und sicherer kann man in alltäglichen Diskussionen bei aufflammenden Vorurteilen kontern.

Text: Claudia Eckl-Stürzer