Geschichte ist staubtrocken und Museen sind noch langweiliger? – Weit gefehlt, wie das Museum im Koffer den Klassen 8E und 9C am Montag, 06.02.2023 unter Beweis stellte. „Geschichte zum Anfassen“, so lautete das Motto der beiden Workshops zum Ersten Weltkrieg und Napoleon in Bayern. Die Museumspädagogin Frau Lidl vom Museum Abensberg brachte dafür echte Exponate aus dem Museum Abensberg zu diesen im Unterricht behandelten Epochen mit. In Gruppenarbeit konnte die Klasse 9C beispielsweise Waffen und Ausrüstungsgegenstände der Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg selbst unter die Lupe nehmen und „ähnlich wie bei einem Detektivspiel“ die Arbeit eines Historikers nachvollziehen. Beispielsweise durften die Schüler ein Trainingsgewehr und ein Bajonett selbst in den Händen halten und sich einen Eindruck von Beschaffenheit, Größe und Gewicht verschaffen. Dabei zeigten die Schüler sich insbesondere von den Dimensionen der Waffen äußerst überrascht und konnten sich nur schwer vorstellen, dass die Frontsoldaten diese auf langen Märschen unter schwierigsten Bedingungen mit sich führen mussten. Neben den militärhistorischen Exponaten wurden aber auch Alltagsgegenstände und Erinnerungsstücke aus der Zeit des Kriegs erforscht, um einen Eindruck von der Mentalitätsgeschichte der Menschen im frühen 20. Jahrhundert zu erhalten. Erstaunlich war hierbei unter anderem, dass viele der mitgebrachten Erinnerungsgegenstände massenhaft produziert wurden, obwohl dies äußerlich auf den ersten Blick nicht auffiel. Auch die Erwartung, dass die Kämpfe lediglich ein Jahr dauern und sich nicht zu dem Abnutzungskrieg entwickeln würden, als der er sich letztendlich herausstellte, wurde den Schülerinnen und Schülern bei der Untersuchung eines Porzellantellers, der die Aufschrift „Weltkrieg 1914 / 1915“ trug, bewusst.
Zur napoleonischen Zeit konnte das „Museum im Koffer“ die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8E mit einer authentischen Nachbildung einer vierteiligen Militäruniform, wie sie von einem bayerischen Soldaten getragen wurde, überraschen. Dabei durften sie diese nicht nur anfassen, sondern auch selbst den großen schwarzen Raupenhelm, die blau-rote Jacke aus Filz, die beigefarbene Hose und Gamaschen, eine Art Stulpen als Stiefelersatz, tragen. Während der Präsentation fiel den Schülerinnen und Schülern als unmittelbare Wirkung auf, dass ihr Mitschüler dadurch größer und furchteinflößender wirkte. Jedoch wurde allerdings auch die fehlende Praktikabilität für den Kriegseinsatz deutlich. Auch originale Kugeln für die Artillerie begeisterten durch ihr massives Gewicht, den Erhaltungszustand und die Authentizität, da diese wirklich im Krieg zum Einsatz kam.
Die beiden Workshops ermöglichten unseren Schülerinnen und Schülern durch ganzheitliche Erfahrung Geschichte hautnah zu erleben wodurch der Geschichtsunterricht, der die Darbietung von Sachquellen nur selten leisten kann, enorm bereichert wird und für Abwechslung sorgt.
Ulrike Seidl (SemLehrerin Geschichte), Jennifer Kürschner, Maximilian Hartmann (Studienreferendare)